Stadtwerke Soest

 

Terminkalender

Mo Di Mi Do Fr Sa So
1
2
3
4
5
6
7
8
9
10
11
13
14
15
16
17
18
19
20
21
22
23
24
25
26
27
28
29
30
31

LAZ's Instagram-Feed

LAZ auf YouTube

Mittwoch, 01 Oktober 2025 22:50

Interview mit Falk Wendrich nach seinem Weltklasse-Sprung über 2,28 Meter

Artikel bewerten
(0 Stimmen)
2,28 Meter: Falk Wendrich vom LAZ Soest katapultiert sich auf Platz 15 in der Welt. In Europa liegt der 30-Jährige in diesem Jahr auf Platz sechs. Foto: Bottin Ein ganz besonderer Moment riesiger Freude: Nach seinem 2,28-Meter-Sprung stürmt Falk Wendrich auf Trainerin Brigitte Kurschilgen zu. Freunde und Zuschauer sind begeistert. Foto: Bottin Vergangenen Sonntag im Schulzentrum: So misst man 2,28 Meter ein. Foto: Bottin
2,28 Meter: Falk Wendrich vom LAZ Soest katapultiert sich auf Platz 15 in der Welt. In Europa liegt der 30-Jährige in diesem Jahr auf Platz sechs. Foto: Bottin|Ein ganz besonderer Moment riesiger Freude: Nach seinem 2,28-Meter-Sprung stürmt Falk Wendrich auf Trainerin Brigitte Kurschilgen zu. Freunde und Zuschauer sind begeistert. Foto: Bottin|Vergangenen Sonntag im Schulzentrum: So misst man 2,28 Meter ein. Foto: Bottin||| 2,28 Meter: Falk Wendrich vom LAZ Soest katapultiert sich auf Platz 15 in der Welt. In Europa liegt der 30-Jährige in diesem Jahr auf Platz sechs. Foto: Bottin|Ein ganz besonderer Moment riesiger Freude: Nach seinem 2,28-Meter-Sprung stürmt Falk Wendrich auf Trainerin Brigitte Kurschilgen zu. Freunde und Zuschauer sind begeistert. Foto: Bottin|Vergangenen Sonntag im Schulzentrum: So misst man 2,28 Meter ein. Foto: Bottin||| |||||

Es war das absolute Highlight der Soester Leichtathletik-Stadtmeisterschaften. Mit der Weltklassehöhe von 2,28 Metern setzte sich Hochspringer Falk Wendrich an die Spitze der deutschen Jahresbestenliste der Männer und überholte damit den Münchner Tobias Potye (Cologne Athletics) um einen Zentimeter. Für den 30-jährigen Athleten des LAZ Soest war es gleichzeitig auch ein Sprung auf Platz 15 der Weltbestenliste. In Europa waren lediglich fünf Springer in diesem Jahr besser als Wendrich. Im Finale der Weltmeisterschaften vor einigen Wochen in Tokyo hätte diese Höhe Platz fünf bedeutet.

Im Interview stellt sich Falk Wendrich den Fragen von Anzeiger-Mitarbeiter Harald Bottin:

Hattest Du vor dem Wettkampf damit gerechnet, dass Du ihn mit der deutschen Jahresbestleistung von 2,28 Metern beenden würdest und 2025 wahrscheinlich als bundesweit bester Hochspringer abschließt?

Ich habe mir tatsächlich nicht allzu viele Gedanken gemacht, bezüglich einer festen Höhe oder Jahresbestleistung die zum Schluss in der Ergebnisliste stehen soll. Ich wusste allerdings, dass ich mir die Höhensteigerungen komplett selbst würde aussuchen können. Dafür hatte ich einen Schritt für Schritt-Plan im Kopf und bin es auch so angegangen, dass ich mich vollständig auf die jeweilige Höhe konzentriere und nicht mental schon Richtung Mitte/Ende der 20er Höhen abdrifte. 2,10 m und 2,16 m, um bei ordentlichen und auch durchaus schon herausfordernden Höhen gut in den Wettkampf hineinzufinden. Ich stehe nicht an meiner Ablaufmarkierung und denke: „Easy, 2,10 m mache ich mit links“. Danach 2,20 m, bei meiner aktuellen Leistungsfähigkeit ist es mein erklärtes Ziel, keinen Wettkampf unterhalb dieser Höhe abzuschließen. Die 2,24 m waren neue Saisonbestleistung, nach den 2,23 m bei den Deutschen Meisterschaften vor knapp zwei Monaten. Schlussendlich, 2,28 m sind Norm für die Aufnahme in den Kader der Nationalmannschaft. Dass diese Höhe auch die deutsche Jahresbestleistung um 1 cm gesteigert hat war reiner Zufall, ich gebe zu, es fühlt sich auch genugtuend an. Tobi (Tobias Potye) und mich verbindet eine besondere Rivalität, aber die Kadernorm ist viel wichtiger. Es ist allerdings verrückt, erst Weltklasse springen zu müssen um dann in den „Perspektivkader“ aufgenommen zu werden und nicht andersherum.

Du hast ja bei Springen in Soest schon mehrfach mit tollen Leistungen geglänzt. Ich denke da u.a. an die 2,20 Meter im strömenden Regen 2017 im Vorfeld der Universiade in Taiwan, wo Du kurze Zeit später mit Deiner persönlichen Bestleistung von 2,29 Metern Gold geholt hast; oder an das Meeting 2019, bei dem Du den bisherigen Schulzentrum-Stadionrekord mit 2,25 Metern aufgestellt hast. Auch das war Jahresbestleistung für Dich. Was beflügelt Dich bei Springen in Deiner Heimatstadt so?

Ich denke eine Mischung aus Lockerheit, Spaß, bekannten Gesichtern und ehrlicherweise auch das gute Gefühl im Mittelpunkt zu stehen und für sehenswerte Unterhaltung zu sorgen, machen mein Heimatstadion „ConvoS“ zu einem besonderen Ort an dem ich leistungsfähig bin. Gleichzeitig habe ich nicht das Gefühl irgendetwas beweisen zu müssen, kein Druck, der entsteht sowieso vor allem durch die aufliegenden Höhen. Mittlerweile weiß auch jeder im Verein wie gerne ich vor oder nach dem Training Basketball spiele, am Sonntag habe ich das auch zum Aufwärmen gemacht und so war ich von Anfang an in einer Art lockerem Spaßmodus mit meiner Strandkorbtasche und dem Basketball. (lacht)

Einige Tage vor den Stadtmeisterschaften hattest Du per Textnachricht Kontakt mit (Noch)-Bürgermeister Dr. Ruthemeyer und ihn zu Deinem Wettkampf eingeladen, falls er Zeit und Lust habe. Er nahm die Einladung an, war vor Ort und war Zeuge Deiner Galavorstellung, ebenso wie zahlreiche Kinder, Jugendliche und Eltern. Hast Du da möglicherweise schon geahnt, zu welcher Leistung Du fähig bist?

Ich dachte mir, dass die entscheidenden Stunden der Stichwahl sicher auch für Ihn nervenaufreibend sind, deshalb fragte ich, ob er im Vorhinein etwas Lust auf sportliche Ablenkung hätte, der Grund war jedenfalls nicht, „Ich bin in so herausragender Form, jetzt zeige ich dem Herrn Bürgermeister mal was in mir steckt“. (lacht) Es hat mich jedenfalls sehr gefreut, dass er dann tatsächlich unter den Zuschauern war und mitgefiebert hat. Generell war es ein besonderes Gefühl, es sind die „kleinen Soester Leichtathletik-Stadtmeisterschaften“ und plötzlich spüre ich diese begeisternde Wettkampfatmosphäre, ausgelöst von den Menschen vor Ort, von Höhe zu Höhe mehr Jubel. Dann die ersten beiden chancenlosen Versuche über 2,28 m, im dritten und letzten Versuch bleibt die Latte zitternd liegen und alle freuen sich mit und für mich. Im anschließenden Kurzinterview habe ich es verpasst mich für diese Unterstützung zu bedanken, deshalb möchte ich es hiermit nachholen, Vielen Dank!

Neben Deinen Eltern, Deinem Großvater und Deiner Trainerin Brigitte Kurschilgen, deren Tochter Lisa mit Ehemann und Enkelsohn war auch die ehemalige Weltklasse-Weitspringerin Elena Persina im Schulzentrum anwesend. Alle haben gespannt mitgefiebert und sich am Ende total für Dich gefreut. Wie wichtig ist Dir diese doch recht familiäre Situation neben der Anlage?

Es hat so gut zusammengepasst, Familie, Freunde, Vereinsmitglieder und Menschen die mir geholfen haben, in meinem Heimatort und Stadion beim Wettkampf, den ich selbst etwas scherzhaft als neuen Saisonhöhepunkt bezeichnet habe. Elena hilft mir in Dortmund mit Technik- und Sprungtraining, wenn Brigitte mit Christina (Wendrichs Trainingspartnerin, Platz 6 Olympische Spiele 2024) weltweit umherreist und für längere Zeit nicht mit mir trainieren kann. Peter, Brigittes Schwiegersohn ist extra für mich zweimal bis nach Belgien gefahren, als ich verzweifelt versucht habe, mich doch noch für die WM zu qualifizieren. Es bedeutet mir viel, dass sie am Ende dieses außergewöhnlichen Comeback-Jahres auch den finalen Wettkampf miterlebt haben.

Du bist ja über die vielen Jahre in Deiner Hochsprungkarriere immer wieder durch kleinere und größere Verletzungen für mehr oder weniger lange Zeit ausgebremst Vor deinem Start in die Hallensaison zu Beginn dieses Jahres hast du fast eineinhalb Jahre nach einem Kreuzbandriss im linken Sprungbein 2023 beim ISTAF im Berliner Olympiastadion keinen einzigen Wettkampf bestreiten können. Was motiviert ein „Stehauf-Männchen“ wie Dich, immer wieder zum Teil langwierige Rehabilitationsprozesse auf sich zu nehmen, nie aufzugeben und immer wieder neu anzugreifen?

Ich identifiziere mich sehr stark als Leichtathlet und solange ich das Gefühl habe mein Potenzial weiter ausschöpfen zu können, spüre ich auch weiterhin diese tiefe, innere Motivation. Ich bin davon überzeugt, wenn ich einige Jahre ohne großen Rückschlag meinen Körper kontinuierlich mit Training aufladen kann, sind enorme Höhen möglich, allein die Vorstellung davon sorgt für Adrenalin und Euphorie. In diesem Jahr war auch besonders motivierend, wie rapide die Leistungssteigerungen passiert sind, fast schon unheimlich. Mit jedem Trainingszyklus wurde ich besser, im Januar waren es 2,02 m, 8 Monate später 2,28 m. Das sind zwei völlig unterschiedliche Orte in der Hochsprunggalaxis. Mir ist natürlich bewusst, dass das nicht so weitergeht, aber 2,30 sind zum Greifen nah und eine Schallmauer im Hochsprung, die auch wiederum Motivation ist.

Was prägt die Zusammenarbeit mit Deiner Trainerin Brigitte Kurschilgen, die auch beim DLV als Bundestrainerin tätig ist besonders? Mit Ausnahme von eineinhalb Jahren beim Leverkusener Coach Hans-Jörg Thomaskamp ist Brigitte ja durchgängig für Deine Leistungsentwicklung verantwortlich gewesen.

Brigitte und mich verbindet eine tiefe Freundschaft, die über das Sportliche hinausgeht, es gibt auch viele Themen, die nichts mit Leistungssport zu tun haben. Auf dem Weg zu Lehrgängen oder Wettkämpfen hören wir immer den ZEIT-Kunstpodcast, oder wir schauen uns das Dortmunder Ballett an, doch wieder sportlich.(lacht) Als ich sie Ende 2022 gefragt habe ob ich zu ihr zurückkehren darf, hat sie zuerst mir ihr nahestehenden Personen gesprochen und ihre Tochter Lisa meinte zu ihr, dass wir uns sicher beide, sowohl Brigitte als auch ich in dieser Zeit weiterentwickelt hätten. Und sie hatte absolut Recht. Das spiegelt sich in unserer leichtathletischen Zusammenarbeit wider. Sie ist geprägt von grundlegender Planung ihrerseits, vielen Freiheiten für mich und dem optimalen Zusammenspiel von Technik- und Sprungtraining bei Brigitte, dem von ihr an Tim Issinger übertragenen spezifischem Krafttraining und meinem eigenen Wunsch, an Schnelligkeits-Fähigkeiten zu arbeiten.

Du bist vor kurzem 30 Jahre alt geworden. Welche Ziele setzt Du Dir noch? Wenn 2028 die Olympischen Spiele in Los Angeles stattfinden, wirst Du 33 Jahre alt sein. Kannst Du Dir einen Start bei den Spielen vorstellen? Dass es wahrscheinlich ein Traum für Dich wäre, muss sicher nicht erwähnt werden.

Meine Ziele sind das Erreichen der Europameisterschaften 2026, Weltmeisterschaften 2027 und Olympischen Spiele 2028, in den dann hoffentlich noch halbwegs demokratischen USA, Kalifornien und Los Angeles als Hochburg der Demokraten machen mir zumindest Mut. Sobald die Qualifikationen geschafft sind, möchte ich auch in jedes Finale dieser Internationalen Meisterschaften. Außerdem fehlt mir nach wie vor die goldene Farbe in meiner Medaillensammlung der Deutschen Meisterschaften und ich wünsche mir sehr, in Zukunft in der Diamond League zu springen, der höchsten Wettkampfliga der Leichtathletik. In diesem Jahr sind erstaunlich viele Siege rund um 2,28 m vergeben worden. (lacht) Sollte mein Verletzungskontingent nun wirklich erschöpft sein, woran ich fest glaube, dann ist das ein realistisches Ziel.

Quelle: Soester Anzeiger

Gelesen 20 mal